Medien in Portugal
Mediensysteme
Der Vergleich von Mediensystemen haben zahlreiche Wissenschaftler im Laufe der Jahre immer wieder versucht zu analysieren. Den Grundbaustein dafür haben die Amerikaner Fred Siebert, Theodore Petersen und Wilbur Schramm gelegt. In ihren "Four Theories of the press" skizzieren sie die vier Medienmodelle: autoritär, liberal sozialverantwortlich und kommunistisch. Auffällig war dabei, dass sich die Modelle ausschliesslich auf den Norden der Erdkugel bezogen haben. Zwei weitere Wissenschafter Daniel C. Hallin und Paolo Mancini schlugen drei Modelle vor. Portugal gehört unter anderem mit Spanien, Griechenland und Frankreich zu dem mediterranen oder polarisiert-pluralistischem Modell. Kernmerkmale sind eine Presse mit niedrigen Auflagen, eine Nähe zwischen der Politik zu Medien und eine schwache Professionalisierung des Journalismus. Die Schweiz und andere nordische Länder wie Schweden, Dänemark etc. gehört zu dem nordeuropäischen, oder demokratisch - korporatistischem Modell. Dieses Modell ist gekennzeichnet durch einen starken Wohlfahrtsstaat, einen moderaten politischen Pluralismus und die Medien sind zur Politik distanzierter. Zudem gibt es eine gut verankerte Selbstkontrolle der Medien und einen Service public. (NZZ)
Medienunternehmen & Konzerne
Printmedien
COFINA
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Führende portugiesische Mediengruppe im Printbereich. Das Portfolio umfasst unter anderem die auflagenstarke Boulevard-Tageszeitung "Correio da Manhã"
GLOBAL MEDIA GROUP
Aktiv in den Sparten Presse, Radio und Internet. U.a. Tageszeitungen Diário de Notícias, Jornal de Notícia und Radiosender TSF
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MEDIA CAPITAL
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Führende Mediengruppe im iberischen Markt. Betreibt seit 1999 mit TVI den zweiten privaten Fernsehsender in Portugal (1993)
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NOS
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Internet-Provider und Anbieter von Mobilfunk, Satelliten- und Kabelfernsehen. Wichtigster Akteur auf dem Pay TV - Markt. Zudem grösster Kino- und Filmvertreiber in Portugal
Printmedien
Die grössten und bekanntesten Tageszeitungen in Portugal sind "Publico" in Porto, "Correiro da Manhã" in Lissabon und "Journal de Noticias" in Portugal. Nebst den klassischen Zeitungen erscheinen auch regelmässig Sportzeitungen, da vor allem Fussball eine sehr beliebte landesweite Sportart darstellt. Laut dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik blieben diese aufgrund der Besitzverhältnisse und der mangelnden Tradition in kritischer Berichterstattung weiterhin politische Sprachrohre. Erst mit Portugals Beitritt zur EU 1986 und einer damit verbundenen Politik der Privatisierung und Marktöffnung entstand eine Werbewirtschaft, die Anzeigen schaltete und es möglich machte, Sendungen und Zeitungen privat zu finanzieren. Nachrichten wurden zur Ware. (IFM, 2015)
Internet
Ca. 59% der portugiesischen Bevölkerung hatten 2012 Zugang zum Internet, der durchschnittlich 13,2 Stunden pro Woche genutzt wurde. Größte Anbieter sind Portugal Telecom (bzw. die Tochter SAPO) und Sonaecom, ZON, Vodafone (IMF, 2015)
Fernsehen
RTP (Rádio e Televisão de Portugal) ist die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Portugals, die sowohl TV- als auch Radiosender betreibt. RTP1 ist das erste portugiesische Fernsehen und Flagschiff der RTP Gruppe. RTP2 sendet ein werbefreies Kulturprogramm.
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TVI und SIC sind die zwei private Sender mit Vollprogrammen, die den Markt dominieren. SIC war der erste Privatsender, der auf Sendung ging, und ist Teil des IMPRESA-Medienkonzerns von Ex-Premier Francisco Balsemão.
Pressefreiheit
Eine Statistik, welche 2020 erhoben wurde zeigt, die 20 Länder mit der weltweit höchsten Pressefreiheit gemäß Rangliste. Portugal hat einen Index-Wert von 11.83. Je geringer dieser Index-Wert ist, desto grosser ist die Pressefreiheit. Zum Vergleich die Schweiz hat einen Index-Wert von 10.62 und Norwegen hat mit 7.84 den tiefsten Wert.
(Statista, 2020)
Meinungsfreiheit
Der Europarat besagt, dass freie unabhängige Medien "als "öffentliche Wächter agieren" und die Medienschaffenden die europäische Menschenrechtskonvention in ihrem Kampf für die Meinungsfreiheit einsetzt. (European Council)
Medienkonsum
Die Plattform Statista hat eine Statistik über das tägliche Konsumverhalten von Medien in Portugal veröffentlicht. Die Daten stammen von 2019.
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94 % Fernsehen mit Festanschluss
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66 % Internet
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60 % Social Media
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46 % Radio
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20 % Printmedien
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8 % Fernsehen über das Internet
(Statista, 2020)
Social Media Konsum
93%
Autoritäten und Regulatoren
Die portugiesische Regulierungsbehörde Entidade Reguladora para a Comunicação Social (ERC) für die Medien ist eine unabhängige Verwaltungsbehörde, die 2005 eingerichtet wurde. Dadurch wurde die bisherige Regulierungsbehörde für Massenmedien abgeschafft.
In Übereinstimmung mit der portugiesischen Verfassung ist der ERC dafür verantwortlich, Folgendes zu gewährleisten
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Informationsrecht und Pressefreiheit
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Kein konzentriertes Eigentum an Medien
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Medien sind unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Mächten
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die Achtung der Rechte, Freiheiten und Garantien im Bereich der Medien;
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die Einhaltung der Statuten und Regeln, die die Tätigkeit der Massenmedien regeln
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pluralistische Äußerung verschiedener Denkströmungen
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die Ausübung des Rechts auf Sendung, sowie das Recht auf Antwort und politische Reaktion. (ERC)